Die zwei bekanntesten und vermutlich auch bedeutendsten historischen Stätten in Thailand sind Sukhothai und Ayutthaya. Beide Orte beherbergen ein großes Areal an Ruinen, die dich die Geschichte Thailands hautnah erleben lassen. Das Unesco-Weltkulturerbe Ayutthaya war einst die Königsstadt des siamesischen Reiches und liegt keine 2 Autostunden nördlich von Bangkok. Sukhothai hingegen ist deutlich nördlicher gelegen. Würdest du von Bangkok aus nach Sukhothai fahren, wärst du ca. 6 Stunden unterwegs sein. Dennoch, nein sogar gerade deswegen, sollte Sukhothai unbedingt auf deiner Reiseroute liegen. Wie ich zu dieser Aussage komme, was es dort zu erleben gibt und warum sich der Besuch von Sukhothai so sehr lohnt, erfährst du in diesem Artikel.
Sukhothai – die Wiege Thailands
Sukhothai entstand Mitte des 13. Jahrhunderts aus einer Khmer-Siedlung heraus und war danach im 13. sowie 14. Jahrhundert die Hauptstadt des siamesischen Königreiches. Der „Vater Thailands“ König Ramkhamhaeng führte die Stadt und sorgte durch verschiedene Maßnahmen dafür, dass die kulturellen Einflüsse der Khmer und des alten Animismus verdrängt wurden. So holte er zum Beispiel ceylonesische Mönche ins Land, die die buddhistische Lehre verbreiteten. Außerdem entwickelte er aus der Mon-Schrift heraus das Thai-Alphabet. Noch heute lassen sich in Alt-Sukhothai Reste aus dieser als „Morgenröte der Glückseligkeit“ bezeichneten Stadt finden. Innerhalb der alten Stadtmauern sind viele Überreste des königlichen Palastes sowie weiterer 20 Tempel zu finden. Das Kernstück davon bildet der sogenannte Historical Park.
Ein Erfahrungsbericht aus Sukhothai
Wir erreichten Sukhothai gegen Nachmittag mit dem Bus und ließen uns per Sammeltaxi nach Alt-Sukhothai fahren. Dort suchten wir uns eine Unterkunft nahe des Historical Parks und fanden eine nette Bleibe nur 2 Gehminuten vom östlichen Eingang des Parks entfernt. Da für den Bereich innerhalb der alten Stadtmauern Eintritt verlangt wird und es bald anfangen sollte zu Dämmern, entschlossen wir uns dazu die Ruinen nördlich des Parks näher anzusehen. Im Schatten der Bäume liefen wir entlang der Umzäunung des Parks und näherten uns dem Wat Sorasak, einem alten Chedi dessen Sockel mit restaurierten Elefanten geschmückt ist. Anschließend liefen wir weiter zum Wat Son Khao, in dessen Ruinen eine Gruppe thailändischer Kinder Fußball spielte. Als wir uns den Kindern näherten kam plötzlich ein Thai-Mädchen auf uns zu gerannt, fasste unsere Hände und ging breit grinsend ein Stück mit uns mit. Nach einigen Metern lief sie geschwind zu ihren Freunden zurück und wir schauten uns verdutzt, aber mit erwärmten Herzen an. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis spazierten wir weiter, um zu den Ruinen außerhalb der alten Stadtmauern und Wassergräben zu gelangen. Da bereits die Dämmerung einsetzte, war hier kein einziger Tourist mehr zu sehen und auch der Eintritt fiel somit weg. Die alten Ruinen des Wat Phra Phai Luang waren menschenleer und konnten dadurch ungestört auf uns wirken. Ein Staunen und unbeschreibliches Gefühl machte sich in mir breit als ich entlang der Mauerreste der alten Tempel lief. Plötzlich, als ich mich dem einzigen noch erhaltenen Prang näherte, ergoss sich ein Schwall an Fledermäusen aus dessen Öffnung. Der Horizont durch die untergehende Sonne rot verfärbt, machte sich ein schwarzes Band an Flattertierchen vor mir breit und ließ mich mit offenem Mund innerhalb dieser beeindruckenden Kulisse stehen. Ich konnte nicht fassen, was hier eben passiert und musste mich mehrfach daran erinnern, dass dies die Realität ist. Nach diesem abendlichen Schauspiel gingen wir im großen Bogen zurück in unsere Unterkunft, um am nächsten Tag zeitig starten zu können. Wie du vielleicht bereits gemerkt hast, liebe ich Orte, wo ich nur wenige oder besser sogar gar keine Touristen antreffe. Dementsprechend zeitig wollte ich am nächsten Morgen den Historical Park betreten, um diesen ohne umringt von vielen Touristen auf mich wirken lassen zu können. Außerdem macht es so auch viel mehr Spaß zu fotografieren. Also betraten wir noch vor 8 Uhr am Morgen den Park, bezahlten den Eintritt, stellten die gemieteten Fahrräder ab und erkundeten zunächst den königlichen Tempel Wat Mahathat. Seinerzeit der größte Tempel des Landes, sind heute nur noch Überreste von diesem vorhanden, die einen nur erahnen lassen, wie er wohl mal ausgesehen hat. Dennoch beeindruckt er mit seiner imposanten Größe und durch viele restaurierte Buddha-Statuen, wodurch er beim Besuch des Parks auf keinen Fall fehlen sollte. Anschließend fuhren wir zum Wat Sri Sawai, der der besterhaltene Tempel innerhalb des Parks ist. Seine drei Laterit-Prasat ragen majestätisch in die Luft und lassen dich so fühlen, als wenn du gerade ins Dschungelbuch eingetaucht bist. Das war tatsächlich mein erster Gedanke, als ich den Eingang dieser Tempelruine betrat. Nachdem wir auch hier die Eindrücke in Ruhe haben auf uns wirken lassen, erkundeten wir die weiteren zahlreichen kleineren Ruinen. Mit Hilfe des ausgeliehenen Fahrrads kamen wir schnell von A nach B. So machten wir auch noch an dem wunderschönen Wat Sra Si Halt, der inmitten des Traphang Trakun Sees liegt und nur über eine Brücke erreichbar ist. Von dort aus bietet sich ein schöner Blick auf Ruinen des Historical Parks.
Tipp: Die kleine Pagado am Ufer der Insel lädt zum Verweilen und Entspannen an. Zur richtigen Jahreszeit erblühen zudem noch eine Vielzahl an Lotusblüten auf dem See und setzen der eh bereits beeindruckenden Kulisse noch das i-Tüpfelchen auf.
Mittlerweile war es bereits nach 10 Uhr und deutlich spürbar, dass nun auch die Touristen erwacht waren. Im Vergleich zu anderen thailändischen Sehenswürdigkeiten, die vom Massentourismus förmlich überrollt werden, waren zwar immer noch wenig Leute unterwegs, aber dennoch war die Stille und Verlassenheit vom Morgen nicht mehr vorhanden. Also entschieden wir uns erst einmal mit dem Fahrrad die weiteren Ruinen anzusehen, die außerhalb der alten Mauern Sukhothais zu finden sind. Wir verließen also die Stadt Richtung Westen. Nachdem wir dort erneut Eintritt bezahlten, fuhren wir Richtung Wat Saphan Hin, der oben auf einem Berg thront. Wir erklommen die Stufen und wurden mit einem schönen Ausblick über Sukhothai und dessen Umgebung belohnt. Anschließend fuhren wir bis zum Phra Ruang Dam Stausee, der am Fuße der Berge des Ramkhamhaeng National Parks liegt. Vorbei an Schatten spendenden Bäumen, grünen Reisfeldern und alten Tempelruinen, kannst du komplett abseits von jeglichen Touristen Sukhothais Umland erkunden. Ich liebte das Gefühl mit dem Fahrrad dort durch die Sonne zu fahren und dabei wirklich auf keinen anderen Touristen zu treffen. Bei jeder Ruine hielten wir kurz an, bevor es ganz entspannt weiter entlang des Weges ging. So lässt sich eine schöne, kleine Runde mit dem Fahrrad fahren, die dich am südlichen Eingang der alten Stadtmauern wieder in die Richtung des Historical Parks bringt. Nach einer kurzen Stärkung und einem kleinen Powernap, kehrten wir wieder in den Historical Park zurück und ließen uns in der Pagode am Wat Sra Si nieder. Als der Tag sich dem Ende neigte und die Temperaturen bereits etwas abfielen, schnappte ich mir meine Sportsachen und machte mich auf eine kurze Jogging-Runde durch den Park. Mittlerweile waren bereits viele Touristen wieder zurück in ihre Unterkünfte gegangen oder woanders unterwegs und so traf ich nur mitunter auf andere Menschen. Als die Sonne langsam unterging und hinter den Bäumen verschwand, tauchte sie die mich umgebenden Ruinen in ein warmes Licht und ließ alles noch unwirklicher erscheinen. Zwischen den Chedi-Ruinen hindurch fielen die goldgelben Sonnenstrahlen. Bis heute fehlen mir jegliche Worte für diesen Moment. Für mich war es nicht fassbar, wo ich da gerade hindurch joggte und ich genoss einfach diesen Moment mit jeder Faser meines Körpers.
Du hast sicherlich beim Lesen gemerkt, dass Sukhothai einen ganz besonderen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Meine Empfehlung für dich: plane Sukhothai unbedingt auf deiner Route mit ein. Vor allem wenn du die Wahl zwischen Ayutthaya und Sukhothai hast, empfehle ich dir lieber die Wiege Thailands zu wählen. Aufgrund der Entfernung zu Bangkok sind hier bedeutend weniger Touristen anzutreffen.
Hier ein paar Tipps für deinen Aufenthalt in Sukhothai:
- Plane dir mindestens einen vollen Tag ein. Es gibt viel zu entdecken und eine Runde einfach nur entspannen innerhalb dieser Ruinen hinterlässt seinen ganz besonderen Eindruck
- Miete dir einen Roller oder ein Fahrrad. Die Ruinen von Sukhothai sind zum Teil sehr weitläufig verteilt. Innerhalb des Historical Parks ist zwar auch alles zu Fuß machbar, aber gerade die außerhalb liegenden Ruinen sind zum Teil doch etwas weiter entfernt. Fahrräder kannst du dir für gerade mal 10 Baht pro Tag außerhalb des Historical Parks ausleihen.
- Nimm dir die Zeit und erkunde auch die Umgebung von Sukhothai. Gerade die kleine Radtour vorbei am Wat Saphan Hin und dem Phra Ruang Dam Stausee ist sehr empfehlenswert und komplett abseits von jeglichen Touristen. Falls dir die Strecke mit dem Rad zu anstrengend ist, kannst du sie auch mit dem Roller machen
- Das Ticket für den Historical Park ist den ganzen Tag gültig. Du kannst ihn also so oft du willst verlassen und wieder betreten. Nach 18 Uhr wird sogar gar kein Eintritt mehr verlangt.
- Suche dir eine Unterkunft in Alt-Sukhothai. So bist du nah am Historical Park und kannst ihn auch noch in der Dämmerung oder Dunkelheit auf dich wirken lassen.
Ohhhhh, das sieht so schön aus! Ich hab es während meiner Thailand-Reise leider nicht dorthin geschafft. Aber nächstes Mal muss ich da unbedingt hin!
Danke liebe Sandra 🙂 Das nächstes Mal solltest du unbedingt nach Sukhothai – es ist definitiv einen Besuch wert. Bei mir ist die Erinnerung daran eine der schönsten des ganzen Urlaubs und das soll was heißen, bei den vielen herausragenden Sachen, die wir unternommen haben 😉
This is a topic that’s near to my heart… Cheers!
Where are your contact details though?
You can find them by using the letter symbol at the top of the page or looking into the Impressum. But you also can write a mail to info@easygoing.guide – it’s the same mail address which you get by using the letter symbol 😉 Don’t hesitate to contact me for further information 🙂
Vielen Dank für diesen schönen Bericht. Ich war schon oft in Thailand und bin im November 2016 wieder in Nordthailand unterwegs. Nach Sukothai habe ich es bisher nie geschafft. Liegt halt auch nicht sooo auf dem Weg wie andere Orte, die auch einen Besuch lohnen. Sukhothai stand mal wieder auf meinem Zettel, aber nach Deinem Bericht habe ich nun wirklich richtig Lust drauf, einen Abstecher dorthin zu machen. Jetzt guck ich mir noch mal in Ruhe die Fotos an und freue mich drauf!
Da gebe ich dir Recht, dass Sukothai nicht sooo auf dem Weg liegt. Aber gerade wenn man zb von Chiang Mai nach Süden reist oder umgekehrt, lässt sich das gut in eine Route integrieren. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall 🙂 Ich bin gespannt darauf, was du von dort berichten wirst. Ich hoffe, dieses Mal bleibt es auf deinem Zettel und freue mich darüber, dass dir der Bericht so gut gefallen hat 😉